Globi – ein Kinderheld unter Rassismusverdacht?
Globi – wie viel Swissness steckt wirklich in ihm?
Gerade erst vor kurzer Zeit tauchte Globi wieder sehr präsent in der Jubla-Welt auf. Er war Gastgeber für Besuchende des Jubla-Partnerverbandes «Chiro» aus den Philippinen und begleitete diese durch die Schweiz. Globi als typisch Schweiz, eignet sich fast zu perfekt, um unseren Freund/innen aus Übersee die Schweiz zu zeigen. Was soll daran also problematisch sein? Nun, wer die Geschichten Globis kennt, weiss auch: Globi hat eine rassistische Vergangenheit. In seinen Erzählungen tauchen immer wieder rassistische Elemente auf, dies auch wenn Globi heute vor allem für Swissness steht.
Macht der Schweizer Retter die Welt ein Stück besser?
Globi – wie viele andere Kunstfiguren auch – bringt immer wieder aktuelle gesellschaftliche Verhältnisse und Wertvorstellungen zum Ausdruck. Globi verkörpert dabei durchgehend die bürgerlich-staatstragende soziale Schicht in der Schweiz – er steht für den wohlhabenden, weissen Mann in der Schweiz. In dieser Funktion kolonialisierte Globi die Welt (Globi auf Weltreise,1935) oder verteidigte die Schweiz im Zweiten Weltkrieg (Globi wird Soldat, 1940).
Du denkst dir vielleicht, dass Rassismus und Kolonialismus unsere Gesellschaft und damit auch Globi längst überwunden haben. Doch dass Globi diese «alten» rassistischen Züge noch nicht vollends abgelegt hat, zeigt das Buch von 2007 (Globi bei den Nashörnern). In dieser Geschichte belehrt Globi die Afrikanerinnen und Afrikaner über den Schutz von Nashörnern. Später bringt er den «bösen» Chinesen, der mit den Nashörnern handelt und stereotypischerweise das «R» nicht richtig rollen kann, zur Strecke. Diese Geschichte zeigt: Globi funktioniert immer noch sehr gut in der Person des Schweizer Retters, der die Welt ein Stück besser macht.
Kritik bringt Wandel und neue Kritik wird laut
Die Rassismuskritik an Globi ist nicht neu und hat in den 1990er Jahren dazu geführt, dass das Ansehen von Globi stark gelitten hat. Kurzzeitig schien er fast aus der Schweizer Öffentlichkeit verschwunden zu sein. Wiederbelebt wurde Globi, indem man mit ihm auf Swissness setzt. «Globi und die Bergwelt» und «Globi der schlaue Bauer» sind nur zwei von vielen neueren Buchttiteln, die diese Hinwendung zur Swissness zum Ausdruck bringen. Kaum eine andere Figur steht heute für die Schweiz wie es Globi tut. Dabei bringt aber auch Globi nur eine stereotypische Darstellung der Schweiz zum Ausdruck.
Brauchen wir also Globi in der Jubla-Welt, um Swissness zum Ausdruck zu bringen, sollten wir uns bewusst sein, dass wir dadurch auch die öffentliche Diskussion über Rassismus in der Schweiz ein stückweit unterbinden und dabei mithelfen, ein stereotypisches Bild der Schweiz zu konstruieren, dass in der Realität so gar nicht existiert.

Wie nun umgehen mit Kinderheld Globi in der Jubla?
Die Kritik an Globi meint nicht, dass wir die Figur ab sofort aus der Jubla-Welt verbannen müssen. Vielmehr sollten wir damit beginnen, die Figur Globi – und weitere – bewusst dort einzusetzen, wo die Werte, die sie zum Ausdruck bringen, auch mit den Werten der Jubla übereinstimmen.
Es ist nicht frei von Ironie, dass gerade ein Partnerschafts- und Integrationsprojekt wie dasjenige mit den philippinischen Chiros das Spannungsfeld von ungeklärtem Rassismus und stereotypischer Swissness deutlich macht. Obwohl in der Kommunikation des Projekts keine problematischen stereotypen Anklänge zu finden sind, kann je nach Zugang und historischen Verknüpfungen alleine die Verwendung der Figur Globi die folgende Aussage assoziieren oder gar unbewusst fördern: Der Schweizer Saubermann/Saubervogel Globi zeigt den asiatischen Gästen eine vermeintlich heile, tugendhafte und homogene Schweiz. Gerade im Kontext eines horizonterweiternden und akzeptanzfördernden Austausch- und Solidaritätsprojekts sollten wir uns selbstkritisch Fragen, ob wir wirklich «Swissness à la Globi» zum Ausdruck bringen oder aber nicht lieber für eine offene und multikulturelle Schweiz einstehen, wie es auch in unseren Haltungspapieren und dem Leitbild zum Ausdruck kommt.
Eine Auseinandersetzung mit dem Einsatz von Kinderheldinnen und Kinderhelden in Lagern, Kursen und weiteren Anlässen von Jungwacht Blauring kann zu einer spannenden Diskussion darüber führen, was für Werte und mit welchen Figuren wir diese Werte zum Ausdruck bringen wollen. Brauchen wir überhaupt solche Figuren wie Globi, um den Kindern und Jugendlichen egal welcher Herkunft die Schweiz zu zeigen und zu erklären? Ich glaube nicht.
Trotzdem möchte ich ihn nicht missen, den blauen Vogel mit gelben Schnabel – einfach nicht immer und überall und vorzugsweise auch nicht als Abbild und Symbol für die Schweiz.
Quellen:
- http://mobile.hls-dhs-dss.ch/m.php?lg=d&article=D44037.php
- https://www.watson.ch/schweiz/popul%C3%A4rkultur/197051937-der-cholerische-spassvogel-und-ex-rassist-globi-jagt-jetzt-zusammen-mit-der-polizei-raeuber-und-unholde-
- https://www.rwi.uzh.ch/dam/jcr:00000000-3d12-7c07-ffff-ffffbfe0aa36/Kley_Globi_CH-Monat_1002_2012_2013.pdf