Klassische Märchen mit unklassischer Rollenverteilung
Die hilflose Frau und der starke Mann – das geht auch anders!
Scheinbar in Stein Gemeisseltes aufbrechen
Beim Nachlesen vieler Märchen wurde mir wieder einmal bewusst, wie klar deren Rollenverteilung aufgeteilt ist. Die hilflose Prinzessin wartet ungeduldig auf den tapferen Ritter, der sie retten wird. Da bei unseren Lagern die Story immer ein sehr wichtiger Bestandteil ist, war mir das alles ein wenig zu simpel gestrickt. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, ein breites Spektrum an Figuren und Figurenarten zu präsentieren und nicht bei der typischen Rollenverteilung zu bleiben.

Die Möglichkeit bieten, sich frei zu entwickeln
Diversität in Form von Geschlecht, Hautfarbe, Religion und Sexualität in Erzählungen ist aufgrund verschiedener Faktoren nützlich und wichtig. Einerseits entsteht dadurch die Möglichkeit, neue spannende Geschichten zu entdecken und andererseits unterstützt diese Art von Vielfalt die Selbstfindung der Kinder und Jugendlichen. Zu oft werden weibliche Figuren als hilflos und schwach dargestellt, männliche Figuren als starke Retter, die jedoch niemals ihre Gefühle und Emotionen offen zeigen können. Bringen wir etwas Abwechslung in diese veraltete Rollenverteilung, tragen wir zu einer Welt bei, in der sich Kinder und Jugendliche frei entwickeln können, ohne dabei von gewohnten Geschlechternormen beeinflusst zu werden.
Schneewitt und die 5 Zwerginnen und Zwerge
Diese Ansätze verfolgten wir also auch in unserer Lagerstory. So wurden aus Schneewittchen und den 7 männlichen Zwergen: Schneewitt und die 5 Zwerginnen und Zwerge (Zwerg 5 und 6 waren im Urlaub). Die Kinder und Jugendlichen wurden Zeuge, wie Schneewitt von seinem Stiefvater mithilfe eines vergifteten Apfels vergiftet wurde. Um ihn zu retten, mussten die Kinder in Gruppen jeweils eine Liege bauen, auf welcher der ohnmächtige Schneewitt platziert werden konnte. Zum Schluss wurde pro Gruppe eine Prinzessin oder ein Prinz gewählt, der oder die nun versuchte, Schneewitt aus seinem Schlaf zu küssen. Prinzessinnen und Prinzen zugleich versuchten also, gemeinsam als Team den Fluch zu brechen und unsere männliche Hauptfigur Schneewitt zeigte sich von seiner verletzlichen Seite. Um der ganzen Geschichte erneut etwas Humor zu verleihen, funktionierte das wachküssen jedoch nicht und somit musste das am Morgen erlernte Heimlich-Manöver angewendet werden, um Schneewitt zurück ins Leben zu bringen.
